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Gleiche Regeln für alle: Warum wir für einen fairen Energiemarkt kämpfen und was das für dich bedeutet

Die Bundesregierung plant, neue Gaskraftwerke mit Milliarden zu fördern. Wir bei 1KOMMA5° als Betreiber eines der größten virtuellen Kraftwerke Europas sagen: Dieser Plan wird vor allem teuer für die Allgemeinheit und ignoriert potenziell günstigere, sauberere Lösungen. Deshalb haben wir bei der EU-Kommission Beschwerde eingelegt. Das Ziel? Eine sichere, klimafreundliche und vor allem bezahlbare Energiezukunft, die in deinem Zuhause beginnt.
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5 min

Das Wesentliche in Kürze

  • Geplante Kraftwerksstrategie: Die Bundesregierung will den Bau neuer Gaskraftwerke mit Milliardensubventionen fördern, um die Stromversorgung zu sichern.

  • Unfairer Wettbewerb: Diese Subventionen verzerren den Markt, benachteiligen klimafreundliche, dezentrale Lösungen und verteuern die Energiewende für alle Verbraucher.

  • Unsere Alternative: Wir fordern eine technologieoffene Absicherungspflicht, bei der der Markt über die günstigste und beste Lösung entscheidet – ganz ohne Subventionen.

  • Smarte Lösungen: Dein Zuhause ist Teil eines virtuellen Kraftwerks, das Versorgungssicherheit klimafreundlicher und kosteneffizienter herstellen kann als neue Gaskraftwerke.

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Worum es geht: Der Plan der Bundesregierung

Die Bundesregierung hat kürzlich eine „Kraftwerksstrategie“ vorgelegt. Der Kern dieses Plans: Der Bau von mindestens 20 Gigawatt neuer Gaskraftwerke. Das entspricht etwa 40 bis 70 großen Anlagen und soll mit Milliardensummen aus Steuergeldern gefördert werden. Begründet wird dieses Vorhaben mit der Sorge um unsere Versorgungssicherheit. 

Diese Förderung soll in zwei Stufen erfolgen: Zuerst soll der Bau der Kraftwerke über Ausschreibungen subventioniert werden. Später soll auch der Betrieb von Gaskraftwerken über einen sogenannten Kapazitätsmarkt vergütet werden. Das bedeutet, die Betreiber erhalten Geld allein dafür, dass sie ihre Kraftwerke als Reserve bereithalten, selbst wenn diese gar keinen Strom produzieren. Eine aktuelle Hochrechnung des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft (bne) beziffert die durch den Kapazitätsmarkt entstehenden Umlagekosten auf bis zu 435 Milliarden Euro. 

Was ist eigentlich ein Kapazitätsmarkt?

Ein Kapazitätsmarkt ist ein zusätzliches Instrument zur Absicherung der Stromversorgung. Anders als am normalen Strommarkt (dem sogenannten „Energy-Only-Markt“), wo nur die tatsächlich produzierte und gelieferte Kilowattstunde bezahlt wird, vergütet ein Kapazitätsmarkt das reine Bereithalten von Kraftwerksleistung.

Dieser Mechanismus hebelt jedoch die elementaren Marktregeln aus. Im normalen Strommarkt entstehen hohe Preise, wenn der Strom knapp ist. Diese Preisspitzen sind das entscheidende Signal für Investoren, in neue, flexible und effiziente Kraftwerke (wie Gaskraftwerke, Speicher oder virtuelle Kraftwerke) zu investieren, die genau dann Geld verdienen können. Ein Kapazitätsmarkt bezahlt Betreiber aber zusätzlich für das reine Bereithalten – auch wenn ihre Anlagen alt oder ineffizient und am eigentlichen Markt gar nicht mehr rentabel wären. Er zementiert so künstlich bestehende Strukturen, bremst Innovationen aus und verzerrt den fairen Wettbewerb, da neue Lösungen gegen diese "subventionierte" Reserve antreten müssen.

Stell dir vor, du gehst zum Bäcker. Normalerweise bezahlst du nur für die Brötchen, die du kaufst. Ein Kapazitätsmarkt funktioniert anders: Hier würdest du dem Bäcker auch dann Geld bezahlen, wenn er gar keine Brötchen bäckt – einfach nur dafür, dass er seine Öfen potenziell anheizen könnte.

Wir sind überzeugt: Dieser Plan ist der falsche Weg. Zwar werden wir auch in Zukunft noch Gaskraftwerke brauchen – dieser Plan jedoch zementiert teure, fossile Strukturen als alleinige Lösung und ignoriert die intelligenten, klimafreundlichen und bereits vorhandenen Lösungen der Zukunft. Es gibt eine klimafreundlichere, fairere und günstigere Alternative, die schon heute funktioniert: dezentrale Flexibilität in Form virtueller Kraftwerke.

Ein Rennen mit ungleichen Regeln und die Allgemeinheit zahlt die Mehrkosten: Warum die Pläne unfair sind

Wir sind der Überzeugung, dass die Pläne der Bundesregierung, Gaskraftwerke mit Milliarden zu subventionieren, gegen die fundamentalen Spielregeln des europäischen Marktes verstoßen. Um das zu verstehen, muss man den Begriff der „staatlichen Beihilfe“ kennen. Dieser bezeichnet die Förderung von bestimmten Unternehmen oder Wirtschaftszweigen durch die Gewährung eines finanziellen Vorteils aus staatlichen Mitteln. Bildlich gesprochen: Wenn der Markt ein 100-Meter-Lauf wäre, würde man damit einem Teilnehmer 40 Meter Vorsprung geben – und alle anderen müssten sein Training finanzieren. 

In der Europäischen Union ist das grundsätzlich durch das Beihilfeverbot verboten, damit der Wettbewerb fair bleibt und die beste, effizienteste Lösung gewinnt. Solche Beihilfen müssen von der EU-Kommission genehmigt werden und sind nur in strengen Ausnahmefällen erlaubt, zum Beispiel, wenn sie einem klaren öffentlichen Interesse dienen und es nachweislich keine besseren, marktwirtschaftlichen Alternativen gibt. 

Genau hier liegt der Kern unserer Beschwerde. Die geplanten Subventionen für Gaskraftwerke verstoßen unserer Ansicht nach gegen diese Regeln, und zwar aus mehreren Gründen:

Sie sind nicht technologieoffen

Der Plan bevorzugt einseitig eine einzige, zentralisierte Technologie, nämlich Gaskraftwerke, und ignoriert dabei andere, oft klimafreundlichere und kostengünstigere Alternativen. Auch ein Kapazitätsmarkt schafft es nicht, innovative Ansätze wie VPPs adäquat einzubinden.

Sie sind in dieser Menge nicht notwendig

Die Subventionen sind schlichtweg nicht erforderlich. Wie wir noch zeigen werden, existiert bereits eine leistungsfähige, marktwirtschaftliche Alternative, die vollständig ohne Steuergelder auskommt und die Versorgungssicherheit genauso gut oder sogar besser gewährleisten kann.

Sie sind nicht angemessen

Milliarden an Steuergeldern für den Bau neuer fossiler Kraftwerke auszugeben, während saubere, digitale und bereits vorhandene Lösungen bereitstehen, ist unverhältnismäßig. Es ist, als würde man eine neue Autobahn bauen, obwohl bereits ein modernes Hochgeschwindigkeitszugnetz existiert, das nur richtig genutzt werden müsste.

Am Ende des Tages gibt es für staatliche Subventionen nur einen Zahlenden: dich. Diese Milliardenbeträge werden über Umlagen auf deinen Strompreis aufgeschlagen und verteuern die Energiewende so für uns alle. Paradoxerweise lähmt bereits die jahrelange Diskussion über diese Gelder den Markt zusätzlich: Private Investitionen bleiben aus, weil große Energiekonzerne auf staatliche Förderung warten.

Ein besserer Weg: Fair, marktwirtschaftlich, klimafreundlich und sofort umsetzbar

Unser Gegenvorschlag ist keine neue Subvention, sondern ein smartes, bewährtes Marktprinzip: die Absicherungspflicht. Die Idee dahinter ist einfach: Wer Strom an Kundinnen und Kunden verkauft, muss auch garantieren, dass er diesen Strom jederzeit liefern kann. Konkret müssen dabei sogenannte “Bilanzkreisverantwortliche” über Jahre im Voraus darlegen, wie sie ihren prognostizierten Verbrauch decken können.

Wie der Verkäufer diese Garantie sicherstellt, bleibt ihm überlassen, muss dies aber unabhängigen Prüfaufsichten detailliert darlegen können. Das ist der entscheidende Punkt. Ein großer Energiekonzern könnte diese Pflicht erfüllen, indem er ein Gaskraftwerk betreibt oder sich dessen Leistung sichert. Wir bei 1KOMMA5° erfüllen sie, indem wir die Flexibilität von Tausenden von Haushalten in unserem virtuellen Kraftwerk bündeln - oder unser virtuelles Kraftwerk anderen zur Deckung ihrer Verpflichtung zur Verfügung stellen. Ein anderer Anbieter könnte auf große Batteriespeicher setzen. Am Ende gewinnt die Lösung, die die Versorgung am zuverlässigsten und kostengünstigsten sicherstellt. Der Markt entscheidet, nicht die Politik. Das ist fair, technologieoffen und fördert die besten und innovativsten Ideen.

Die Vorteile dieses Ansatzes sind unter anderem:

Keine Subventionen, keine Kosten für dich

Das System finanziert sich selbst über den Markt, ohne zusätzliche Umlagen oder Abgaben auf deiner Stromrechnung.

Sofort umsetzbar

Da es sich nicht um eine staatliche Beihilfe handelt, muss das System nicht langwierig in Brüssel genehmigt werden. Es kann sofort eingeführt werden.

Marktwirtschaftlich und fair

Es schafft gleiche Regeln für alle und lässt den besten Technologien den Vortritt, anstatt einzelne künstlich zu bevorzugen.

Fördert Innovation

Es belohnt smarte, dezentrale und digitale Lösungen und beschleunigt damit die echte, saubere Energiewende.

Die folgende Tabelle stellt die beiden Wege gegenüber:

Versorgungssicherheit und Dunkelflaute: Wie sicher ist unser Stromnetz eigentlich aktuell?

Oft wird das Schreckgespenst der „Dunkelflaute“ genutzt, um Ängste vor Blackouts zu schüren. Die Fakten zeichnen jedoch ein anderes Bild: Mit einer durchschnittlichen Stromunterbrechung von nur 11,7 Minuten pro Jahr (2024) gehört das deutsche Netz zu den zuverlässigsten der Welt.  Dieser Wert liegt sogar unter dem von der Bundesnetzagentur angegebenen Zehnjahresmittel von 12,7 Minuten. Ein klarer Beleg dafür, dass die Versorgungssicherheit trotz des gleichzeitigen massiven Ausbaus der Erneuerbaren Energien sogar weiter gestiegen ist. 

Der internationale Vergleich unterstreicht diese Stabilität: In der Schweiz lag die Ausfallzeit 2023 bei 18 Minuten,  während der Durchschnitt in den USA – ohne Berücksichtigung extremer Wetterereignisse – bei 118,5 Minuten lag. Führende Institute wie das Fraunhofer ISE bestätigen zudem, dass eine stabile Versorgung auch bei einem sehr hohen Anteil Erneuerbarer technisch machbar ist. Die wahre Herausforderung liegt woanders: Durch die zunehmende Elektrifizierung von Verkehr und Wärme wird unser Strombedarf in Zukunft deutlich steigen. Um diese wachsende Nachfrage jederzeit sicher zu decken, brauchen wir ein intelligentes Zusammenspiel aller verfügbaren Flexibilitäten. Von dezentralen Lösungen in deinem Zuhause bis hin zu Gaskraftwerken als Reserve.

Die Kraft für die Energiewende steckt in deinem Zuhause

Die Antwort auf die Frage der Versorgungssicherheit liegt nicht in wenigen, riesigen neuen Kraftwerken. Sie liegt auch in unseren Häusern, Kellern und Garagen. Wenn wir Zehntausende Haushalte mit ihren Stromspeichern, E-Autos und Wärmepumpen intelligent vernetzen, entsteht ein mächtiges virtuelles Kraftwerk. Dieser unsichtbare Schwarm kann das Stromnetz stabilisieren – und das ist keine Zukunftsmusik, sondern bereits Realität:

1KOMMA5° bündelt heute schon eine Leistung von über 600 Megawatt in 30.000 Haushalten und will bis 2030 insgesamt 20 Gigawatt steuern. Die Alternative in Form von virtuellen Kraftwerken existiert also bereits und ist gegenüber neuen fossilen Gaskraftwerken die deutlich klimafreundlichere Alternative

Eine Studie von Roland Berger im Auftrag der New Energy Alliance hat jüngst gezeigt, dass die intelligente Nutzung dieser dezentralen Kraft bis 2045 einen gesamtwirtschaftlichen Mehrwert von 255 Milliarden Euro schaffen kann, ohne einen Cent an Subventionen. Der massive Bau neuer Gaskraftwerke hingegen birgt die Gefahr, sich mittelfristig in eine Kostenfalle zu begeben. Denn damit würde die Abhängigkeit von der geopolitisch unsicheren Ressource Gas auf Jahre weiter zementiert. 

Unsere Beschwerde in Brüssel ist daher ein konstruktiver Schritt nach vorn. Wir kämpfen nicht gegen Gaskraftwerke per se – sie werden Teil des Mixes bleiben –, sondern für faire Regeln, damit das Potenzial bereits zur Verfügung stehender, klimafreundlicherer Alternativen nicht ausgebremst wird. Jedes Mal, wenn du dein E-Auto mit Solarstrom lädst, gestaltest du die Zukunft. Gemeinsam sorgen wir dafür, dass diese Zukunft fair, bezahlbar und erfolgreich für alle wird. Denn die Zukunft der Energie ist dezentral und sie beginnt bei dir.

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