Pläne der Bundesregierung, mindestens 20 GW Gaskraftwerke durch Milliardenzahlungen zu subventionieren, nicht vereinbar mit EU-Beihilferecht
Dezentrale Flexibilität kostengünstiger und klimafreundlicher als Gaskraftwerke: 1KOMMA5° legt Beschwerde bei EU-Kommission ein und fordert fairen Wettbewerb und Technologieoffenheit, um Versorgungssicherheit herzustellen
Einführung eines Kapazitätsmarktes würde dezentrale Erzeuger zusätzlich aus dem Markt verdrängen und virtuelle Kraftwerke schlechterstellen
Ausbau der Erneuerbaren, bedarfsgerechter Einsatz von Reservekapazitäten und Nutzung bereits vorhandener dezentraler Flexibilität ist entscheidend; bis zu 255 Milliarden Euro gesamtwirtschaftlicher Mehrwert bis 2045 – ohne Subventionen
Hamburg, 21. Oktober 2025 – 1KOMMA5° hat offiziell Beschwerde bei der Europäischen Kommission gegen die geplante Kraftwerksstrategie der Bundesregierung eingelegt. Grund: Die Pläne zum Ausbau fossiler Gaskraftwerke in Höhe von mindestens 20 GW bis 2030 sind wettbewerbsverzerrend und treiben die Kosten für die Energiewende unnötig in die Höhe. Die Beschwerde richtet sich gegen die geplanten Subventionen, die von der EU beihilferechtlich genehmigt werden müssen. Die Bundesregierung hatte sich zuletzt wiederholt öffentlich zu ihren Plänen geäußert.
Subventionen für Gaskraftwerke nicht notwendig und angemessen
Gaskraftwerke sollen, laut Plänen der Regierung, in zwei Stufen subventioniert werden: erst beim Bau über Ausschreibungen und schließlich im Betrieb über einen zentralen Kapazitätsmarkt, wenn sie als Reserve bereitstehen – auch, wenn sie nicht eingesetzt werden. Begründet wird dies mit der Sorge um Versorgungssicherheit.
Neue Gaskraftwerke zu subventionieren wäre beihilferechtlich aber nur dann zulässig, wenn keine Wettbewerbsverzerrungen entstehen und die Maßnahmen technologieoffen, notwendig und angemessen sind, also keine besseren Instrumente ohne Subventionen bestehen. 1KOMMA5° sieht die Bedingungen des Beihilferahmens durch die Kraftwerkstrategie nicht erfüllt und hat dies der Kommission dargelegt. Mit der Beschwerde greift das Unternehmen offiziell in das laufende Beihilfeverfahren ein und positioniert sich juristisch als “Beteiligter”.
Philipp Schröder, CEO und Co-Founder von 1KOMMA5°, sagt: "Die geplanten Gaskraftwerke sollen dann anspringen, wenn Sonne und Wind nicht ausreichen. Genau das bilden auch gebündelte dezentrale Systeme in Form virtueller Kraftwerke ab. Bei Engpässen reduzieren sie den Stromverbrauch durch das gezielte und koordinierte Verschieben von Verbrauch und können gleichermaßen Strom aus privaten Batterien und E-Autos bereitstellen, wenn dieser wiederum gebraucht wird.“
Philipp Schröder, CEO und Co-Founder / Foto: 1KOMMA5°
1KOMMA5° sieht in den geplanten Beihilfen daher einen Eingriff, der die Wettbewerbsbedingungen im Energiemarkt verzerrt. Schröder weiter: „Es muss einen technologisch offenen Wettbewerb zwischen zentralen und dezentralen Kraftwerken geben, bei denen Erzeuger und Flexibilität grundsätzlich gleichbehandelt beziehungsweise gefördert werden. Das Ziel muss sein, durch mehr Wettbewerb die besten Lösungen für den günstigsten Strom und das sicherste Stromsystem zu gewährleisten.”
Forderung: Versorgungssicherheit technologieoffen am Markt herstellen
Sowohl die Ausschreibungen als auch der diskutierte Kapazitätsmarkt würden kostengünstigere Alternativen systematisch benachteiligen und unverhältnismäßig diskriminieren. Demnach sollen Erzeuger künftig nicht nach tatsächlich produziertem Strom, sondern nach angeschlossener, bereitgestellter Kapazität vergütet werden. Dezentrale Erzeuger, die eine volatile Kapazität bereithalten, würden so weiter aus dem Markt gedrängt - und der Strompreis über Umlagen auf Verbraucherinnen und Verbraucher weiter steigen.
1KOMMA5° fordert einen fairen Wettbewerb und Technologieoffenheit, die die gleiche Behandlung aller Marktteilnehmer gewährleisten. Versorgungssicherheit kann etwa über Alternativen wie die Absicherungspflicht hergestellt werden – eine Pflicht für Akteure am Energiemarkt, für ihre Leistung eine bestimmte Verfügbarkeit garantieren zu müssen. Die Absicherungspflicht ist technologieoffen und eine verlässliche, marktwirtschaftliche Lösung zur dezentralen Sicherstellung der Versorgung, vom großen Gaskraftwerk bis zum heimischen Batteriespeicher – aber ohne Subventionen, Wettbewerbsverzerrung und zusätzliche Umlagen für Verbraucher. Eine beihilferechtliche Genehmigung durch die EU ist nicht nötig und die Einführung so direkt möglich.
Die Pläne der Bundesregierung gehen einseitig und unnötig zu Lasten virtueller Kraftwerke und riskieren zudem Arbeitsplätze und Innovationskraft zahlreicher Energiedienstleister, CleanTech-Unternehmen und Startups.
Philipp Schröder erklärt: “Die Kraftwerksstrategie darf nicht alte Strukturen einseitig zementieren, sondern muss die wirtschaftlichsten und klimafreundlichsten Lösungen berücksichtigen. Wenn der Markt fair ist, profitieren auch Verbraucher direkt durch einen sinkenden Strompreis. Die geplante Kombination aus Zuschüssen für neue Gaskraftwerke einerseits und Vergütungen im Kapazitätsmarkt andererseits ist ein aus unserer Sicht unzulässiger Eingriff, der Verbraucher mit deutlich höheren Kosten belastet. Zudem bedroht er Milliardenwerte und Investitionen von Europas führenden Energiedienstleistern und CleanTech-Unternehmen sowie Handwerk und Startups.”
255 Milliarden Euro gesamtwirtschaftlicher Mehrwert durch dezentrale Flexibilität bis 2045
Dezentrale Lösungen sind eine tragende Säule im heutigen und zukünftigen Stromsystem. Dies bestätigt eine kürzlich veröffentlichte Studie von Roland Berger im Auftrag der New Energy Alliance. Sie beziffert den gesamtwirtschaftlichen Mehrwert der dezentralen Lösungen bis 2045 auf rund 255 Milliarden Euro – ohne zusätzliche Subventionen.
1KOMMA5° aggregiert heute mehr als 600 Megawatt an Flexibilitätskapazitäten und zählt somit zu Europas größten virtuellen Kraftwerken für Privathaushalte. Bis 2030 will das Unternehmen insgesamt 20 GW an Leistung steuern und damit eine Leistung in Höhe der neu geplanten Gaskraftwerke bündeln.
Pressebilder stehen online unter 1k5.link/press-kit zum Download bereit.
1KOMMA5° steht für CO2-neutrale Energie, Wärme und Mobilität. 2021 in Hamburg gegründet, ist das Energieunternehmen heute mit weltweit rund 80 Standorten in 7 Märkten der One-Stop-Shop für intelligente, integrierte Energielösungen wie Photovoltaik, Stromspeicher, Wärmepumpen, Klimaanlagen und Wallboxen. Kerntechnologie ist die Energiemanagement-Software Heartbeat AI: Sie optimiert derzeit mehr als 50.000 Systeme und schafft so Europas größtes virtuelles Kraftwerk, das Privatkunden mit dem Energiemarkt vernetzt und Stromerzeugung und -verkauf im Takt von Wind und Sonne steuert. 1KOMMA5° hat bereits über 300.000 dezentrale, steuerbare Energiesysteme installiert. Bis 2030 will das Unternehmen mehr als 1,5 Millionen Gebäude auf klimafreundliche Energieversorgung umstellen und so zum Erreichen der Pariser Klimaziele beitragen. 1KOMMA5° ist eines der am schnellsten und profitabel wachsenden Startups in Europa.