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Bidirektionales Laden – die Zukunft des Energiespeichers?

Du hast eine Photovoltaikanlage auf dem Dach und ein E-Auto in der Garage? Das ist das perfekte Setting, denn Elektroautos können heute mehr als nur fahren. Mit bidirektionalem Laden verwandeln sie sich in mobile Energiespeicher, die Solarstrom aufnehmen und zurück ins Haus oder Netz abgeben. Eine smarte Lösung, die gleichzeitig effizient und umweltfreundlich ist. Wir geben dir einen Überblick über den aktuellen Stand der Technik.
Autor

Maximilian Adler

Aktualisiert am

Lesezeit

6 min

Was ist bidirektionales Laden?

Bisher konnte überschüssige Energie aus erneuerbaren Quellen, wie Solaranlagen, nur mit einem Stromspeicher einfach und kosteneffizient gespeichert werden. Jetzt gibt es eine weitere Möglichkeit, dein Eigenheim effektiv zu vernetzen.

Bidirektionales Laden bietet die Möglichkeit, die überschüssige Energie aus dem Fahrzeug, über die Wallbox, in das Hausnetz (Vehicle-to-Home, V2H) oder in das Verteilnetz (Vehicle-to-Grid, V2G) zu be- und entladen. Mit anderen Worten: Wenn im Hausnetz oder im Verteilnetz ein Energie Defizit  vorliegt, kann die Energie aus dem Fahrzeug in das Netz zurückgespeist werden. Umgekehrt kann das Fahrzeug auch vom Netz aufgeladen werden, wenn der Energiespeicher im Fahrzeug leer ist. Dies erfolgt in Echtzeit und wird über eine entsprechende Software gesteuert.

Allerdings gibt es aktuell noch regulatorische Hindernisse, etwa eine mögliche Doppelbesteuerung beim Vehicle-to-Grid. Der Gesetzgeber arbeitet derzeit an Lösungen, um stationäre Batterien und Elektroautos gleichzustellen. Ein entsprechender Entwurf liegt bereits im Bundestag vor.

Bidirektionalitales Laden mit einer Wallbox

Mit bidirektionalem Laden wird die überschüssige Energie aus dem Fahrzeug, über die Wallbox, ins Hausnetz oder in das Verteilnetz be- und entladen

Welche E-Autos unterstützen bidirektionales Laden?

Obwohl bidirektionales Laden bereits seit einiger Zeit existiert, ist es noch nicht für die breite Masse zugänglich. Nicht nur die geringe Anzahl bidirektional-fähiger Fahrzeuge ist ein Problem, sondern auch die niedrige Dichte an Smart Metern in Deutschland, die für eine intelligente Netzintegration entscheidend wäre.

Modelle wie der Nissan Leaf, der e-NV200 sowie der Mitsubishi i-MiEV haben bereits früh bidrektionales Laden ermöglicht und gelten als Pioniere dieser Technologie. Auch der deutsche Hersteller Volkswagen hat dieses Feature bereits im Angebot. Neuere Modelle unterstützen es serienmäßig, ältere Generationen des ID.3 und ID.4 können per Software-Update nachgerüstet werden. So können immer mehr Modelle als dezentrale Speicher genutzt werden.

Während asiatische Hersteller wie Nissan weiterhin auf den CHAdeMO-Standard setzen, ermöglichen europäische Hersteller zunehmend bidirektionales Laden über den CCS-Stecker (Combined Charging System). Damit öffnet sich die Technologie schrittweise für den europäischen Markt – und immer mehr Fahrzeuge und Wallboxen werden künftig voraussichtlich über diese Funktion verfügen.

Die wichtigsten Steckerstandards im Überblick

  • CHAdeMO-Stecker: Standard-Gleichstromstecker asiatischer Hersteller von E-Autos

  • CCS-Stecker (Combinded Charging System): europäischer Marktstandard, der das AC- und DC-Laden ermöglicht; europäische DC-Wallboxen sind mit CCS ausgestattet

  • Typ-2-Stecker: europäischer Standard für AC-Wallboxen

Bidirektionale AC-Wallboxen sind für den privaten Gebrauch die praktikabelste und vorteilhafteste Lösung. Generell sind AC-Wallboxen auf dem europäischen Markt breiter verfügbar. Im Gegensatz zu teuren DC-Wallboxen nutzen sie den meist im Elektroauto integrierten Wechselrichter (Onboard Charger, OBC). Das macht einerseits die AC-Wallboxen selbst deutlich günstiger, zum anderen erleichtert es die Installation.

Welche Auswirkungen haben Umwandlungsverluste beim bidirektionalen Laden?

E-Autos nutzen Gleichstrom-Akkus und werden über das Hausnetz mit Wechselstrom aufgeladen, der von einem Gleichrichter in Gleichstrom umgewandelt werden muss.

Die drei größten Verlustpunkte beim direktionalen Laden sind:

  • Gleichstrom (DC) zu Wechselstrom (AC): Die Solarmodule auf dem Dach erzeugen Gleichstrom. Dieser wird von einem Wechselrichter in Wechselstrom umgewandelt, damit er im Haushalt genutzt werden kann. Hier entstehen die ersten Verluste.

  • Umwandlung von AC zu DC: Der Wechselstrom (AC) aus dem Stromnetz wird in Gleichstrom (DC) umgewandelt, um die Fahrzeugbatterie zu laden. Auch hier entstehen Verluste.

  • Umwandlung von DC zu AC: Beim Entladen des E-Autos wird der Gleichstrom (DC) aus der Batterie wieder in Wechselstrom (AC) umgewandelt, um ihn im Haus oder im Netz zu nutzen. Das führt zu weiteren Verlusten.

In der Praxis summieren sich diese Umwandlungsverluste bei AC-basierten Systemen auf bis zu rund 30 % der ursprünglich erzeugten Energie aus der PV-Anlage. Eine effektivere Lösung ist es, PV-Strom direkt ins E-Auto zu leiten – ohne Zwischenschritte und zusätzliche Umwandlung. So gibt es keine nennenswerten Verluste und die erzeugte Energie kann optimal genutzt werden. Eine weitere Möglichkeit, Verluste zu reduzieren, sind Mikrowechselrichter – dazu mehr im nächsten Abschnitt.

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Wie richten sich die Hersteller für die Zukunft aus?

In Zukunft werden Hybridwechselrichter, die sowohl das Speichern der Energie als auch die Umwandlung von PV-Strom ermöglichen, effizienter und kosteneffektiver werden. Durch die Nutzung des E-Autos als Energiespeicher kann auf ein zusätzliches Speichersystem verzichtet werden. Unternehmen wie Hager haben bereits 2024 erste Systeme vorgestellt und arbeiten weiter an entsprechenden Lösungen. 

Hersteller setzen inzwischen sowohl auf DC- als auch auf AC-Wallboxen. Während DC-Wallboxen derzeit noch im höheren Preissegment von etwa 3.500 bis über 5.000 € liegen, sind AC-Wallboxen bereits deutlich günstiger zu haben – aktuell für rund 1.500 €. Ein Experte des Verbands der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V. (VDE) schätzt die jährlichen Einsparpotenziale des bidirektionalen Ladens auf 200 bis 300 €. In einer gemeinsamen Studie verschiedener Fraunhofer-Institute wird sogar von 1.000 bis 1.500 € vor Abgaben und Steuern (netto etwa die Hälfte) gesprochen.

Insbesondere im privaten Bereich gewinnen AC-Wallboxen an Bedeutung. Sie sind nicht nur günstiger, sondern lassen sich auch leichter installieren und besser ins Stromnetz integrieren. Im Detail bedeutet das:

  • Geringere Anschaffungskosten: AC-Wallboxen sind im Vergleich zu DC-Geräten deutlich günstiger.

  • Bessere Verfügbarkeit und Netzverträglichkeit: Jede AC-Wallbox könnte theoretisch das bidirektionale Laden unterstützen, wenn Fahrzeug und Software darauf ausgelegt sind. Damit ließe sich die bestehende Infrastruktur an AC-Wallboxen nutzen, von denen es im privaten Bereich deutlich mehr gibt.

  • Einfache Installation und kompakte Bauweise: AC-Wallboxen lassen sich leichter an das Hausnetz anschließen, lassen sich schneller installieren und nehmen weniger Platz in Anspruch.

So passt bidirektionales Laden zum Energiesystem von morgen

Seit April 2019 müssen Zähleranlagen nach der VDE AR-N 4100 ausgelegt werden. Ein Schwerpunkt dabei war es, normierte Bedingungen für Smart Meter und Gateways zu schaffen. Durch die Verwendung von Smart Meter Gateways können Verteilnetzbetreiber in Zukunft Verbrauchs- und Erzeugungsanlagen im Netz steuern, einschließlich E-Autos, die als bidirektionale Energiestütze fungieren können. 

Die heutigen Akkus von Elektroautos sind nicht für unendlich viele Lade- und Entladevorgänge ausgelegt, was eine exorbitante Nutzung als Zwischenspeicher verhindert. Dies ist einer der Gründe, warum bidirektionales Laden noch kein Standard ist. Trotzdem ist die Grundidee so sinnvoll, dass weitere Forschung und Entwicklung wahrscheinlich ist – insbesondere bei fortschreitender Batterietechnologie.

Im Gegensatz zu Verbrennungsmotoren können E-Autos durch bidirektionales Laden auch dann nützlich sein, wenn sie geparkt sind. Das Potenzial von E-Autos als Puffer- oder Zwischenspeicher für das öffentliche Stromnetz und private Haushalte zeigt die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten des bidirektionalen Ladens.

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Beeinflusst bidirektionales Laden die Batterielebensdauer meines Elektrofahrzeugs?

Die Auswirkungen auf die Batterielebensdauer hängen von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der Lade- und Entladehäufigkeit. Moderne Fahrzeuge sind jedoch oft mit intelligenten Batteriemanagementsystemen ausgestattet, die die Batterie schützen und optimieren.

Welche Rolle spielt bidirektionales Laden in der Energiewende?

Bidirektionales Laden spielt eine wichtige Rolle in der Energiewende, da es die Flexibilität des Stromnetzes erhöht. Elektrofahrzeuge können als Puffer für erneuerbare Energien dienen und dazu beitragen, das Netz stabil zu halten und die Integration erneuerbarer Energiequellen zu unterstützen.

Kann ich mit bidirektionalem Laden meine Stromrechnung reduzieren?

Ja, durch das Zurückspeisen überschüssiger Energie ins Netz könntest du deine Stromkosten reduzieren oder sogar Einnahmen erzielen, wenn du bei niedrigen Strompreisen speist und bei hohen Preisen lädst.

Was ist bidirektionales Laden bei Elektrofahrzeugen?

Bidirektionales Laden ermöglicht es deinem Elektrofahrzeug nicht nur Energie aus dem Netz aufzunehmen, sondern auch überschüssige Energie aus dem Fahrzeug zurück ins Netz zu speisen. So wird dein Fahrzeug zu einer mobilen Energiequelle.

Welche Vorteile bietet das bidirektionale Laden?

Bidirektionales Laden eröffnet verschiedene Vorteile. Du kannst überschüssige Energie aus deinem Fahrzeug nutzen, um dein Zuhause zu versorgen oder sie ins Netz einzuspeisen, was zu einer Reduzierung deiner Stromkosten oder sogar zur Erzielung von Einnahmen führen kann.

Welche Anwendungen sind mit bidirektionalem Laden möglich?

Mit bidirektionalem Laden kannst du nicht nur Energie ins Netz zurückspeisen, sondern auch bei Stromausfällen dein Zuhause mit der Energie aus deinem Elektrofahrzeug versorgen. Dies schafft eine zusätzliche Stromquelle in Notfällen.

Welche Fahrzeuge unterstützen bidirektionales Laden?

Nicht alle Elektrofahrzeuge unterstützen bidirektionales Laden. Es ist wichtig zu überprüfen, ob dein Fahrzeugmodell diese Funktion hat. Einige Modelle bieten es standardmäßig an, während es bei anderen optional verfügbar sein kann.

Welche technischen Voraussetzungen sind für bidirektionales Laden erforderlich?

Die technischen Anforderungen variieren je nach Fahrzeug und Ladesystem. In den meisten Fällen benötigst du ein bidirektionales Ladesystem, das sowohl mit dem Fahrzeug als auch mit deinem Haushaltsnetzwerk kompatibel ist.