Schutz vor Extremwetter: Moderne Technologien wie PV-Anlagen, Wärmepumpen und Wallboxen sind essenziell im Kampf gegen den Klimawandel, aber anfällig für Wetterextreme wie Hochwasser oder Hagel. Schutzmaßnahmen wie Spannungsmessungen, Sichtinspektionen und Abdeckungen können helfen, Schäden zu verhindern.
Robustheit und Wartung: Solarmodule sind in der Regel robust gegen Hagel und Schnee, während Wärmepumpen bei Hochwasser abgeschaltet und abgedeckt werden sollten. Im Falle von Überschwemmungen müssen Heimspeicher und Ladesäulen ebenfalls geprüft werden, bevor sie wieder in Betrieb genommen werden.
Autarkie und Sicherheit: Intelligente Gesamtsysteme bieten Autarkie und Netzunabhängigkeit. Bei Stromausfällen können PV-Anlagen und Heimspeicher weiterhin Strom liefern, was in Extremwettersituationen für Versorgungssicherheit und Komfort sorgt.
Überschwemmungen und Starkregen – der Herbst zeigt, welche Extreme das Wetter annehmen kann. Solche Extremwetterlagen werden in den nächsten Jahrzehnten immer häufiger auftreten. Ganz deutlich wird eine Studie des „Unabhängigen Instituts für Umweltfragen“: Rund 400.000 deutsche Haushalte könnten in den kommenden Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit von Hochwasser betroffen sein. Der Klimawandel wirkt sich zudem auch auf Hagel in Europa aus: Hagelkörner werden größer und Hagelgewitter kommen immer häufiger vor.
Daraus ergibt sich eine paradoxe Situation: Auf der einen Seite brauchen wir moderne Technologien wie Wärmepumpen, Heimspeicher und PV-Anlagen, um noch schlimmere Klimafolgen abzuwenden. Auf der anderen Seite: Sind nicht gerade diese elektrischen Geräte anfällig für Schäden durch Wetterextreme?
Jannik Schall, Co-Founder und Chief Product Officer vom Hamburger New-Energy-Unternehmen 1KOMMA5° erklärt, wie solche Anlagen während Hochwasser, Hagel und Co. geschützt werden sollten. Zudem zeigt er einen oft unbekannten Vorteil intelligenter Elektrotechnik auf: Sie fördert Autarkie und damit die Netzunabhängigkeit von Haushalten, wodurch sie einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit während Extremwetterereignissen leistet.
Hagelkörner sind mit Geschwindigkeiten von bis zu 120 km/h unterwegs. Das muss aber kein Grund zur Sorge sein. „Normale Hagelgewitter stellen für Solarmodule keine Gefahr dar. Spezielles Hartglas deckt die stromerzeugenden Module ab. Im schlimmsten Fall führt außergewöhnliches Hagelgewitter vereinzelt zu kleinen Rissen. Solche Risse sind oft nur kosmetischer Natur. Mit der Zeit kann aber der Ertrag sinken. Wenn Wasser oder Staub durch den Riss eindringen, kann das im schlimmsten Fall zu Kurzschlüssen führen. Bei Verdacht auf Risse bringt eine Sichtinspektion oder eine Spannungsmessung des Moduls Klarheit.“
Schnee muss laut Jannik Schall überhaupt nicht entfernt werden: „Solange das Dach darauf ausgelegt ist, das Gewicht zu tragen, stellt Schnee für die PV-Module keine Gefahr dar.“ Auf keinen Fall sollte Schnee mit Wasser entfernt werden: „Kalkrückstände im Leitungswasser können eine Schicht bilden, die sich negativ auf den Ertrag der Anlage auswirkt. Am besten lässt man den Schnee liegen, er schmilzt von selbst oder rutscht durch den Montagewinkel von ganz von alleine ab.“
Wenn es zu eindringendem Wasser kommt, sollten Wärmepumpen, wie alle anderen Elektrogeräte auch, vorbeugend ausgeschaltet werden. Eine ausgeschaltete Wärmepumpe wird am besten mit einer sehr gut angebrachten Abdeckung, etwa einer versiegelten Plane, geschützt. Bei einer vollständigen Überschwemmung hilft dieser Schutz jedoch nicht immer. Nach einer vollständigen Überschwemmung des Außenteils der Pumpe sollte auf jeden Fall eine Inspektion durch eine Fachkraft erfolgen. Bei herkömmlichem Regen sind keine zusätzlichen Schutzmaßnahmen notwendig, darauf ist die Wärmepumpe ausgelegt.
Ist die Wärmepumpe von einem Hochwasser betroffen, müssen die Leitungen normalerweise nicht ausgetauscht werden. Das liegt daran, dass Wärmepumpen ein geschlossenes Betriebssystem haben. Anders sieht es aus, wenn Wassermassen das Gerät verschoben haben. In diesem Falle können Leitungen verbogen sein, was eine Reparatur und entsprechende Kosten bedeutet.
Schall erklärt: „Wärmepumpen sind bei Hochwasser bedeutend sicherer als Ölheizungen. Besitzerinnen und Besitzer von Ölheizungen, die in Hochwassergebieten leben, haben aufgrund der Verschmutzungsgefahr durch Öl die Pflicht, ihre Tanks und Anlagen gut abzusichern. Ihnen drohen sonst Bußgelder von bis zu 50.000 Euro.“
Während eines Hochwasserereignisses gilt für Heimspeicher und Ladesäule wie für alle anderen elektrischen Heimkomponenten auch: Sofort trennen und ausschalten. „Besteht das Risiko, dass Wasser oder Schlamm ins System eingedrungen ist, sollte die Anlage von einer Fachkraft geprüft werden. Erst nachdem beschädigte Komponenten vollständig überprüft sind, sollte das System wieder in Betrieb genommen werden.“
Generell sind Wechselrichter, Batterien und Ladesäulen darauf ausgelegt, einiges auszuhalten. Allerdings ist das abhängig vom Entwurf und der Qualität der Anlage. Hier gibt die IP-Schutzklasse des Gerätes Aufschluss. „Geräte mit einer IP-Schutzklasse von 6 oder 7 sollten starke Wasserstrahlen über einen längeren Zeitraum aushalten. Nur Geräte mit einer IP-Schutzklasse mit der Endzahl ‘8‘ sind für längeres, vollständiges Untertauchen in Wasser ausgelegt - das ist allerdings noch kein Standard im Markt.“
Schall betont die Vorteile eines teilweise autarken Zuhauses in Extremwettersituationen: „Solange das Zuhause nicht selbst unmittelbar von Hochwasser betroffen ist, kann eine PV-Anlage weiterhin Strom erzeugen. Bei einem Stromausfall in der Region kann mittels entsprechender Zusatzausrüstung gespeicherter Strom aus der Batterie wie ein Notstromgenerator genutzt werden. Wichtige Geräte wie zum Beispiel Kühlschränke, Beleuchtung oder Warmwasserboiler werden so weiter betrieben. Aber auch wichtige Kommunikationsgeräte wie das Radio bleiben verfügbar, wenn das Internet ausfallen sollte. Smart-Home-Technologien ermöglichen gerade während Extremwetterereignissen Versorgungssicherheit und Komfort.”