Im Jahr 2023 hat Deutschland zum ersten Mal seit 20 Jahren mehr Strom importiert als exportiert. Insgesamt kamen 12,3 Prozent des verbrauchten Stroms aus Ländern wie Norwegen, Frankreich, der Schweiz, den Niederlanden und Dänemark. Dabei handelt es sich um einen überwiegend grünen Strommix: 73 Prozent stammen aus Wind, Sonne, Wasser und Biomasse. Damit sinkt auch die CO₂-Emission pro kWh Strom. Auch dieser Trend setzte sich 2024 fort.
Aber warum exportiert Deutschland Strom, statt ihn selbst zu verbrauchen, wenn er gleichzeitig aus anderen Ländern importiert wird? Der Grund dafür sind die Preisschwankungen an der Strombörse: Strom wird importiert, wenn er in Nachbarländern gerade günstiger ist. Wird dort besonders viel Strom produziert, weil es z. B. eine hohe Sonneneinstrahlung gibt, sinkt der Preis. Der Stromhandel ist flexibel und richtet sich nach den Börsenpreisen, sodass zu unterschiedlichen Zeiten flexibel Strom importiert werden kann. Eine Rolle spielt auch, ob die grenzüberschreitenden Leitungen gerade hinreichend Kapazität haben.
Ein grenzübergreifender Stromhandel könnte mit wachsendem Einfluss der Erneuerbaren - nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa - eine immer wichtigere Rolle spielen und die Produktionsspitzen des einen Landes können Produktionstäler des anderen Landes ausgleichen.
Bei der Debatte um Strom Importe und Exporte gilt es außerdem zu beachten, dass bei fossilen Kraftwerken in erheblichem Maße auf importierte Rohstoffe gesetzt wird: Erdgas, Steinkohle und Erdöl stammen fast ausschließlich aus dem Ausland, da die heimische Förderung nur noch eine untergeordnete Rolle spielt.