Im Zusammenhang mit Photovoltaik wirst du immer wieder auf das Thema Eigenverbrauch stoßen. Kein Wunder: In den meisten Fällen gilt für PV-Anlagen, die privat genutzt werden: Je mehr Eigenverbrauch, desto lohnender ist die Anlage.
Schauen wir uns an einem Rechenbeispiel an, warum das so ist. Dafür setzen wir folgende Werte voraus:
Du bekommst für Überschusseinspeisung 7,94 Cent pro kWh und für Volleinspeisung mit deiner PV-Anlage 12,60 Cent pro kWh.
Dein selbst erzeugter Solarstrom kostet dich etwa 5 Cent pro kWh. Unter optimalen Bedingungen kann der Strom sogar günstiger werden.
Wir gehen von einem Strompreis von 42 Cent pro kWh für Netzstrom aus. Das entspricht dem durchschnittlichen Strompreis im 1. Halbjahr 2024.
Wir rechnen mit dieser Beispielfamilie:
4 Personen im Eigenheim
jährlicher Stromverbrauch von etwa 3.000 kWh für Haushaltsgeräte
zusätzlich 4.000 kWh pro Jahr für eine Luft-Wasser-Wärmepumpe
außerdem 2.250 kWh pro Jahr für das Laden eines Elektroautos
Stromverbrauch insgesamt 9.250 kWh pro Jahr
Unsere Beispielfamilie möchte wissen, ob sie ihre PV-Anlage für die Volleinspeisung oder lieber für den Eigenverbrauch nutzen sollte. Geplant ist die Installation einer PV-Anlage mit 20 kWp Nennleistung, die also ungefähr 20.000 kWh Strom pro Jahr erzeugen kann.
Du kannst davon ausgehen, dass du mit einer Photovoltaikanlage ohne Speicher etwa 30 Prozent deines Strombedarfs decken kannst. Wenn du einen Stromspeicher installierst, erhöht sich dieser Wert auf rund 70 Prozent. Mit diesen 70 Prozent rechnen wir hier.
Das bedeutet, unsere Beispielfamilie kann von den benötigten 9.250 kWh Strom etwa 70 Prozent mittels Solarstrom decken, also 6.475 kWh selbst nutzen. Dafür rechnen sie insgesamt mit Kosten von 5 Cent pro kWh, also 323,75 Euro.
Die restlichen 13.525 kWh werden ins Stromnetz eingespeist. Dafür zahlt ihnen der Netzbetreiber die Einspeisevergütung, im Durchschnitt 6,88 Cent pro kWh. Das ergibt rund 930,50 Euro.
Außerdem fehlen ihnen noch 2.775 kWh Strom, um ihren Bedarf zu decken. Diese müssen sie zu 42 Cent pro kWh vom Netzbetreiber kaufen. Das ergibt Kosten von 1.165,5 Euro.
Insgesamt zahlt unsere Familie 323,75 Euro + 1.165,5 Euro = 1.489,25 Euro. Davon können sie 930,50 Euro für die Einspeisevergütung abziehen. Es bleiben Stromkosten von 558,75 Euro pro Jahr.
Unsere Familie entscheidet sich für die Volleinspeisung. Sie erzeugt im Jahr 20.000 kWh Strom und jede davon wird mit durchschnittlich 10,57 Cent vergütet. Das ergibt einen Verdienst von rund 2.114 Euro.
Andererseits müssen sie ihren benötigten Strom zu 100 Prozent selbst zahlen, also 9.250 kWh zu je 42 Cent. Das ergibt Kosten von 3.885 Euro. Ziehen wir davon den Verdienst ab, landet die Familie bei jährlichen Stromkosten von 1.771 Euro.
Vergleicht man beide Szenarien, fällt eine Kostendifferenz von etwa 1.212 Euro auf, die ein Haushalt dank der Nutzung des Solarstroms vom eigenen Dach weniger bezahlt.
Fazit: In den meisten Fällen – auch in diesem Beispiel – ist der Eigenverbrauch von Solarstrom sinnvoller als die Volleinspeisung. Zu diesem Schluss kommt auch die Verbraucherzentrale. Und das Finanz- und Verbraucherportal „Finanztip“ geht davon aus, dass sich bei einem Strompreis von 30 Cent pro kWh der Eigenverbrauch schon dann lohnt, wenn man den erzeugten Solarstrom zu mindestens 22 Prozent selbst verbrauchen kann. Bei einem Strompreis von 40 Cent pro kWh wäre das schon ab einem Eigenverbrauch von unter 16 Prozent der Fall.