Bei der Direktvermarktung handelt es sich um ein Modell, bei dem Anlagenbetreiber und -betreiberinnen ihren PV-Strom direkt an der Strombörse vermarkten. Das geschieht meist über einen Direktvermarkter und am Ende erhältst du eine Vergütung. Wir erklären, wann sich die Direktvermarktung von PV-Strom lohnt, wie sie funktioniert und was du darüber noch alles wissen solltest.
PV-Strom-Direktvermarktung: Bei der Direktvermarktung wird der Solarstrom direkt an der Strombörse verkauft bzw. vermarktet. Statt für die Einspeisung ins Netz nach dem EEG, bei der eine festgelegte Vergütung ausgezahlt wird, wird die Vergütung bei der Photovoltaik-Direktvermarktung unter anderem von den schwankenden Strompreisen an der Börse bestimmt.
Zielgruppe: Das Modell eignet sich für sehr große, kommerzielle Anlagen über 100 kWp, für sie ist Direktvermarktung verpflichtend. Für Eigenheime wird das Konzept derzeit nur interessant, wenn die PV-Anlage “ausgefördert” ist und nach 20 Jahren aus der EEG-Vergütung herausfällt.
Aber Wandel ist in Sicht: Trotz regulatorischer Hürden wird die Direktvermarktung zunehmend auch für kleine Anlagen attraktiver.
Voraussetzungen: Um den PV-Strom für Direktvermarktung zu nutzen, muss die Anlage mit einem Smart Meter oder einem RLM-Zähler sowie bei größeren Anlagen einer Möglichkeit zur Fernsteuerbarkeit ausgestattet sein.
Vergütung: Aktuell liegt der Marktwert Solar, auf dessen Grundlage die Vergütung berechnet wird, bei 10,08 Cent pro kWh (Stand: November 2024).
Bei dem Modell der Direktvermarktung können Anlagenbetreiber und -betreiberinnen von Solaranlagen ihren Solarstrom über einen Stromhändler direkt an der Strombörse vermarkten. Das bedeutet, dass sie von den schwankenden Marktpreisen für Strom profitieren können. Denn der Strommarkt funktioniert genauso wie jede andere Börse auch nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage.
Die Alternative zur Direktvermarktung ist die Einspeisevergütung. Dies ist eine feste Vergütung, die über 20 Jahre für jede Kilowattstunde Strom ausgezahlt wird, die du ins Stromnetz einspeist. Die Höhe der Einspeisevergütung richtet sich nach dem Zeitpunkt, wann deine Anlage ans Netz geht, der Anlagenleistung und der Entscheidung, ob du deinen Solarstrom vollständig eingespeist (Volleinspeisung) oder nur den Teil, der in deinem Haushalt übrig bleibt (Überschusseinspeisung).
Die Höhe der Direktvermarktung hängt dagegen von volatilen Faktoren des Strommarktes ab. Dazu kommen wir später im Detail. Zunächst schauen wir darauf, für wen die Direktvermarktung relevant ist.
Mit einem Blick auf die gesetzlichen Regelungen aus dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) wird schnell klar, für wen das Vergütungsmodell der Direktvermarktung derzeit in Frage kommt: Es sind die großen PV-Anlagen über 100 kWp. Besitzt du als Landwirtschaftsbetrieb beispielsweise einen Acker mit Freiflächen-Photovoltaik oder hast eine Gewerbeimmobilie mit großen Dächern, läuft die Vergütung deines eingespeisten Solarstroms verpflichtend über die Direktvermarktung. Zumindest, wenn deine Anlage nach dem 01. Januar 2016 in Betrieb genommen wurde.
Für Besitzerinnen und Besitzer einer kleinen PV-Anlage sieht die Situation anders aus.
Planst du derzeit als Privatperson eine PV-Anlage und fragst dich, mit welchem Vergütungsmodell du am meisten aus deinem PV-Strom herausholen kannst, ist die Antwort nicht mehr so deutlich wie noch vor einigen Jahren, als die Einspeisevergütung noch 20, 30, 40 und sogar 50 ct/kWh betrug: Der Blick auf die ab dem 01. Februar 2025 gültige Vergütung zeigt: Diese Werte gehören der Vergangenheit an.
Im Vergleich dazu sieht der reine Marktwert für eine Direktvermarktung von PV-Strom im Jahr 2024 so aus:
Der Vergleich zeigt, dass der Marktwert Solar in den meisten Monaten 2024 unterhalb der aktuellen Einspeisevergütung liegt. Allerdings umfasst die Vergütung in der Direktvermarktung neben dem Marktwert Solar auch die Marktprämie. Diese gleicht die Differenz zwischen dem Marktwert Solar und dem anzulegenden Wert (der in der Einspeisevergütung festgelegt ist) aus. Damit ist die Direktvermarktung finanziell ebenso abgesichert wie die Einspeisevergütung – bietet jedoch die Chance auf höhere Erlöse, wenn die Marktpreise steigen
Die aktuelle Einspeisevergütung ist obendrein für das Netz insgesamt wenig sinnvoll, da sie Anlagenbetreiber nicht dazu incentiviert, ihren Strom dann einzuspeisen, wenn dieser auch benötigt wird. Die Direktvermarktung hingegen wäre im Stande, finanzielle Anreize dafür zu schaffen, den Strom gerade dann einzuspeisen, wenn er anderswo auch benötigt wird. In ihr liegt somit ein netzdienlicherer Weg, der künftig möglicherweise die Einspeisevergütung ablösen könnte.
Als Eigenheimbesitzerin oder -besitzer hast du natürlich keine Solaranlage mit 100 kWp Leistung. Für dich wird die Direktvermarktung von deinem Solarstrom derzeit erst relevant, wenn deine Anlage nach 20 Jahren Betrieb aus der Einspeisevergütung herausfällt. Dann produziert sie in den meisten Fällen immer noch effektiv Ertrag und kann durch den direkten Verkauf von Strom weiterhin garantierte Erlöse erzielen.
Grundsätzlich ist die Direktvermarktung bei Anlagen mit Überschusseinspeisung bzw. Eigenverbrauch möglich. Das bedeutet, dass der Eigenverbrauch deines Stroms trotz Direktvermarktung kein Problem ist. Bei einer Überschusseinspeisung wird also nur der überschüssige Strom vermarktet.
Bei der Direktvermarktung von Solarstrom wird der komplette oder überschüssige Strom aus der Photovoltaikanlage direkt an der Strombörse vermarktet. Der ausgezahlte Preis der Solarstrom-Direktvermarktung setzt sich aus dem Marktwert an der Strombörse und der Marktprämie zusammen. Letztere wird vom Netzbetreiber ausgezahlt.
Der PV-Strom wird von einem Direktvermarkter an der Strombörse vermarktet, nicht vom Netzbetreiber selbst. Bei diesen Direktvermarktern handelt es sich um Unternehmen, die darauf spezialisiert sind, Strom an der Börse zu verkaufen. Der Nachteil bei der PV-Strom-Direktvermarktung über einen Dritten ist, dass dieser natürlich auch Geld verdienen möchte und daher ein Entgelt für seine Arbeit bekommt. Aber im Gegenzug übernehmen sie die Direktvermarktung an der Strombörse, inklusive der nötigen Prognosen für die Einspeisung mit der nötigen Expertise.
Das Marktprämienmodell sorgt dafür, dass du bei der PV-Direktvermarktung keine Nachteile gegenüber der von der EEG ausgezahlten Einspeisevergütung hast. Der ausgezahlte Preis der Solarstrom-Direktvermarktung setzt sich beim Marktprämienmodell aus dem Marktwert an der Strombörse und der Marktprämie des Netzbetreibers zusammen. Gemeinsam ergeben diese immer mindestens den Erlös, den du auch durch die Einspeisevergütung erhalten hättest. Die Marktprämie wird monatlich neu berechnet.
Wie wird die Marktprämie berechnet?
Marktprämie = anzulegender Wert - monatlicher Durchschnittspreis an der Strombörse
Der anzulegende Wert ist der Wert, der bei Ausschreibungen für Photovoltaikanlagen ermittelt wurde. In Deutschland werden diese Ausschreibungen von der Bundesnetzagentur durchgeführt. Die Anlagenbetreiber und -betreiberinnen geben einen Strompreis für die Photovoltaik-Direktvermarktung an, den sie pro kWh erhalten möchten. Die Höhe der Zahlungsansprüche oder des Preises für Solarstrom in der Direktvermarktung wird in solchen Ausschreibungsverfahren ermittelt.
Zusätzlich gibt es noch die Managementprämie, die im EEG 2012 eingeführt wurde. Sie gilt allerdings nur für PV-Anlagen, die vor dem 01. Januar 2016 in Betrieb genommen wurden. Der Sinn der Managementprämie ist es, den Mehraufwand und die Vermarktungsrisiken für Anlagenbetreibende abzufangen. Zusätzlich sollte sie einen Anreiz darstellen, PV-Strom für die Direktvermarktung zu nutzen, da durch sie im Vergleich zur Einspeisevergütung ein Mehrerlös erzielt werden kann.
Um den PV-Strom einer Solaranlage für die Direktvermarktung zu nutzen, muss diese über eine Fernsteuerbarkeit verfügen. Ist eine Fernsteuerbarkeit nicht gegeben, erhält man als Anlagenbetreiber keine Marktprämie vom Netzbetreiber und kann den Strom auch nicht rentabel vermarkten.
Der Einbau einer Fernsteuertechnik ist Pflicht, sobald man die Anlage für die Direktvermarktung nutzen will oder muss. Auf diese Weise kann der Direktvermarkter die Leistung der Photovoltaikanlage extern regulieren und so die Leistung bei Bedarf reduzieren oder wieder hochfahren. Dies dient dazu, den Strom zu besten Konditionen zu vermarkten.
Gut zu wissen: Im Mai 2024 wurde für Anlagen unter 25 kW die Pflicht für eine Fernsteuerbarkeit aufgehoben. Sie unterliegen auch nicht der Pflicht, einen Abruf von Ist-Einspeisedaten zur Verfügung zu stellen. Das ist praktisch, weil die technische Hürde zur Teilnahme damit für private Anlagen deutlich abgesenkt wird.
Smart Meter machen den Datenaustausch zwischen Haus und Stromnetz möglich, sind aber nicht mit der Fernsteuerbarkeit gleichzusetzen. Mit einem intelligenten Messsystem wie dem Smart Meter wird dein Stromverbrauch regelmäßig erfasst und die Daten automatisch an den Energieversorger und Netzbetreiber übermittelt. Smart Meter ermöglichen die Messung und Übertragung von Daten, während die Fernsteuerbarkeit eine direkte Steuerung der Einspeiseleistung der PV-Anlage ermöglicht. Durch die Verknüpfung der Daten zur Stromerzeugung der PV-Anlage mit den Daten des Stromverbrauchs kannst du den günstigen Strom noch effizienter nutzen. Beide Technologien ergänzen sich, erfüllen jedoch unterschiedliche Zwecke.
Welche Preise oder Vergütungen mit Solarstrom bei der Photovoltaik-Direktvermarktung erzielt werden können, hängt vom Strompreis an der Börse und der Marktprämie ab. Durch die schwankenden Preise für Solarstrom kann an der Börse durch Photovoltaik-Direktvermarktung theoretisch eine bessere Vergütung erzielt werden. Der Marktwert für Solar schwankt jedoch monatlich.
Im August 2022 lag er bei 39,91 ct/kWh, ein Jahr später bei lediglich 7,53 ct/kWh. Der Trend im aktuellen Jahr zeigt, dass der Marktwert Solar weiterhin überaus volatil bleibt. Ein Grund dafür ist unter anderem ein Solarstrom-Überschuss am Strommarkt.
Dein Mindest-Erlös: PV-Anlagenbetreiberinnen und -betreiber, die ihren Solarstrom direkt vermarkten, können beim geförderten Marktprämienmodell immer sicher sein, dass sie mindestens so viel Geld erhalten wie aus der fixen Einspeisevergütung.
Die Direktvermarktung von PV-Strom bietet nicht nur großen kommerziellen Anlagen Vorteile, sondern wird zunehmend auch für kleinere Anlagen interessant. Wenn während der Mittagssonne alle PV-Anlagen gleichzeitig ins Netz einspeisen, droht eine Überlastung des Stromnetzes. Diese gleichzeitige Einspeisung führt zu einem Überangebot, das schwer zu bewältigen ist und langfristig ineffizient ist.
Es ist abzusehen, dass solche Spitzen zukünftig verstärkt reguliert werden. Durch die Direktvermarktung kannst du als Anlagenbetreiber oder -betreiberin gezielt zu einer Entlastung des Netzes beitragen und deinen Strom dann einspeisen, wenn er wirklich gebraucht wird. Besonders mit intelligenten Messsystemen (iMSys) und Energiemanagementsystemen (EMS) kann die Einspeisung bedarfsgerecht gesteuert werden. Für kleinere Anlagen lohnt es sich daher, schon jetzt in eine intelligente Infrastruktur zu investieren, um sowohl finanziell als auch netzdienlich optimal aufgestellt zu sein. Mit zunehmendem Anteil Erneuerbarer Energien am Strommix ist diese bedarfsgerechte Einspeisung mittelfristig unumgänglich und logisch.
Aktuell ist die Menge an Direktvermarktungsanbietern noch überschaubar. Zwar ist die Direktvermarktung für Anlagen ab 100 kWp Pflicht, allerdings ist das Modell gerade für kleinere Privatanlagen noch neu. In Zukunft wird sich hier jedoch einiges tun, denn im Gegensatz zur eher ausgedienten Einspeisevergütung motiviert die Direktvermarktung zum dringend benötigten netzdienlichen Verhalten.
Ab 2025 wird es Pflicht für Anlagen ab 7 kW Pflicht, einen Smart Meter zu installieren. Ein Schritt, den Strommarkt mit seinem wachsenden Anteil an erneuerbaren Energien transparenter zu machen, um Lasten perspektivisch planen und verschieben zu können. Daher ist es sinnvoll, schon jetzt in ein intelligentes System zu investieren, damit deine Solaranlage bestmöglich für die Zukunft aufgestellt ist. Da derzeit auch politisch diskutiert wird, ob die Einspeisevergütung irgendwann ganz gestrichen werden soll, gewinnt die Direktvermarktung ebenfalls immer mehr an Bedeutung.