Wusstest du, dass Strom genauso gehandelt wird wie andere Waren – zum Beispiel Nahrungsmittel? Am Spotmarkt schließen Stromerzeuger und -lieferanten Geschäfte für besonders kurzfristige Lieferungen ab. Inzwischen gibt es auch für Privatpersonen Möglichkeiten, den Spotmarkt zu nutzen und so von günstigen Strompreisen zu profitieren.
Stromhandel in Deutschland: Etwa ein Viertel des Stroms in Deutschland wird an der Strombörse gehandelt. Käufer und Verkäufer treffen sich hier, um Preise für den Strom auszuhandeln, den du schließlich über deine Steckdose erhältst.
Spotmarkt kurz erklärt: Ein großer Teil dieses Handels wird Monate und Jahre im Voraus organisiert. Für Geschäfte in letzter Minute gibt es den Spotmarkt: Hier kann noch bis zu fünf Minuten vor der Lieferung Strom eingekauft werden.
Erneuerbare Energien am Spotmarkt: Wenn die Sonne kräftig scheint und der Wind weht, steht viel Strom aus regenerativen Energiequellen zur Verfügung. Die Strompreise am Spotmarkt sind dann besonders niedrig.
Preise am Spotmarkt nutzen: Mit einem dynamischen Stromtarif erhältst du Zugang zu den Preisen, die aktuell an der Strombörse gelten. Davon profitierst du, wenn du Strom vor allem in Zeiten mit niedriger Nachfrage oder einem Stromüberschuss verbrauchst.
Stell dir vor, du hast den Auftrag bekommen, ein kleines Dorf ein ganzes Jahr lang mit warmer Suppe zu versorgen. Die Suppe muss immer frisch produziert werden, damit sie warm genug ist. Sie kann auch nicht lange gelagert werden, sondern muss direkt verbraucht werden. Nun musst du deine Bestellungen organisieren. So könntest du dabei vorgehen:
Anhand der Anzahl der Menschen im Dorf kannst du ungefähr abschätzen, wie viele Liter Suppe du für ein Jahr benötigen wirst. Dabei musst du berücksichtigen, dass im Winter der Bedarf an warmer Suppe größer ist – im Sommer wollen die Menschen im Dorf lieber Salat. Du machst deine Kalkulation und gibst eine bestimmte Menge Suppe langfristig für das ganze Jahr in Auftrag.
Deine Planung läuft gut, doch bis ins kleinste Detail kannst du natürlich nicht planen. Eines Tages erfährst du, dass am nächsten Tag im Dorf eine Hochzeit stattfinden wird. Plötzlich sind 50 Personen mehr im Dorf, als du erwartet hast. In Eile wendest du dich an eine Küche, die auch kurzfristig noch reagieren und für den nächsten Tag genug Suppe zubereiten kann.
Der Tag der Hochzeit ist da und du erfährst, dass einige Gäste spontan noch eine Begleitung mitgebracht haben. Was nun? Zum Glück gibt es in der Küche, mit der du zusammenarbeitest, einen Koch, der sich in letzter Minute noch einmal an den Herd stellt. Du kannst alle Gäste versorgen und dein Dorf ist glücklich.
Auf dieselbe Art funktioniert der Handel am Strommarkt. Und wie die Suppe im Beispiel muss auch Strom „frisch“ produziert werden, denn ein längeres Speichern ist nur mit großem Aufwand und unter Verlusten möglich. Dieser Handel findet an der Strombörse statt. Hier treffen sich Stromerzeuger und Stromlieferanten, um den Preis für Strom auszuhandeln.
So lässt sich das übertragen:
Am Terminmarkt werden langfristige Geschäfte abgeschlossen – teilweise Jahre im Voraus. Die Händler werden sich einig über den Zeitpunkt der Lieferung und die Menge an Strom, die geliefert werden soll.
Es kann vorkommen, dass am Tag vor der Lieferung oder am Tag selbst ersichtlich wird, dass nicht genug Strom – oder zu viel Strom – zur Verfügung steht. Jetzt muss schnell nachkorrigiert werden. Das passiert am Spotmarkt.
Der Spotmarkt ist in zwei Teile unterteilt: den Day-Ahead-Markt und den Intraday-Markt. Am Day-Ahead-Markt verhandeln die Beteiligten, wie viel Strom zu welchem Preis am nächsten Tag geliefert werden soll. Am Intraday-Markt geht es um noch kürzere Zeitfenster: Bis zu fünf Minuten vor der gewünschten Lieferung kann man dort noch Strom einkaufen.
Kurz: Der Terminmarkt ist dafür da, den Handel von Strom langfristig im Voraus zu planen. Am Spotmarkt wird für den nächsten Tag oder sogar für die nächsten Stunden und Minuten gehandelt.
Den Spotmarkt gibt es nicht nur für Strom – auch in den Bereichen Transport und Logistik ist dieses Konzept bekannt. Andere Begriffe für Spotmarkt sind Kassamarkt, Lokomarkt und Effektivmarkt. Rohstoffe, Agrarprodukte oder Wertpapiere werden ebenfalls an Spotmärkten gehandelt.
Die Liberalisierung des Strommarkts in Europa hat dazu geführt, dass in Deutschland rund 1.200 Stromlieferanten Strom einkaufen und ausliefern. Sie wollen zu einem möglichst günstigen Preis einkaufen, während die Stromerzeuger einen möglichst hohen Gewinn machen möchten. Der Preis wird zum großen Teil durch Angebot und Nachfrage reguliert.
Die meisten Verhandlungen finden an der Strombörse mit Sitz in Leipzig (EEX – European Energy Exchange) statt. Der für Deutschland wichtigste Spotmarkt ist der EPEX SPOT und hat seinen Sitz in Paris. Es gibt weitere Spotmärkte, zum Beispiel den Markt Nord Pool, der hauptsächlich die skandinavischen Länder umfasst.
Am Spotmarkt handeln Stromerzeuger und Stromlieferanten miteinander, aber auch industrielle Großverbraucher und Netzbetreiber sind hier tätig. Aufgrund der Liberalisierung dürfen die Netzbetreiber eigentlich nicht mit Strom handeln. Es gibt aber Ausnahmen für die Regelenergie: Diese dürfen die Netzbetreiber nutzen, um kurzfristig (innerhalb von Sekunden) das Stromnetz zu stabilisieren.
Der Handel am Spotmarkt läuft größtenteils im Rahmen einer Auktion ab: Verkäufer und Käufer müssen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt ihre Gebote abgeben. Anschließend ermittelt ein Algorithmus – er heißt EUPHEMIA – die Strompreise, die für den folgenden Handel gelten.
Am Day-Ahead-Markt wird festgelegt, welcher Preis für Strom in jeder Stunde des folgenden Tages gilt. Gebote müssen bis spätestens 12 Uhr am Vortag abgegeben werden. Der Markträumungspreis, also der jeweilige Preis für die entsprechende Stunde, richtet sich nach den Kosten des letzten Kraftwerks, das benötigt wird, um die Nachfrage nach Strom zu decken. Bisweilen ist das ein Erneuerbare-Energien-Kraftwerk. Dann sind die Strompreise niedrig. Muss außerdem ein teures Gaskraftwerk zugeschaltet werden, steigt der Preis.
Auch am Intraday-Markt wird teilweise im Rahmen von Auktionen gehandelt. Die Gebote müssen dann bis 15 Uhr am Tag davor eingegangen sein. Danach ist aber auch kontinuierlicher Handel möglich – sobald Angebot und Nachfrage zusammenpassen, kommt es zum Kauf bzw. Verkauf. Bis fünf Minuten vor der Lieferung kann hier noch gehandelt werden.
Interessant für dich ist vor allem die Preisgestaltung am Spotmarkt. Wir haben schon kurz den Markträumungspreis angesprochen – er wird nach der sogenannten Merit-Order festgelegt. Je prominenter die erneuerbaren Energien, desto niedriger der Strompreis. Insbesondere zur Mittagszeit gibt es Strom sehr günstig zu kaufen. Auch nachts, wenn die Nachfrage gering ist, ist der Preis oft niedrig. Das ist gut zu wissen, denn auch du kannst dadurch Stromkosten sparen.
Das Merit-Order-Prinzip haben wir schon kurz angesprochen. Grob bewirkt es, dass der Strom dann am günstigsten ist, wenn die Nachfrage allein mit Strom aus erneuerbarer Energie gedeckt werden kann. Das ist im Sommer eher der Fall als im Winter (da es im Sommer mehr Sonnenstunden gibt), am Mittag eher als am Abend (auch hier wegen der Sonnenstunden) und in der Nacht eher als tagsüber (da die Nachfrage nachts viel geringer ist, aber trotzdem Wind weht).
Neben der Jahres- und Tageszeit und den Wetterbedingungen spielen auch folgende Faktoren eine Rolle für die Preisgestaltung am Spotmarkt:
Während der Gaskrise in den 2020er Jahren haben wir gesehen, wie stark die unterbrochene Gaslieferung aus Russland auf den Strompreis gewirkt hat. Das war zwar ein Extremfall, zeigt aber, wie wichtig die Rohstoffpreise sind.
Subventionen für erneuerbare Energie oder hohe Preise für CO2-Zertifikate lassen den Strompreis schwanken.
Eine Knappheit von Atomstrom in Frankreich beispielsweise wirkt sich zumindest indirekt auf den Strommarkt in ganz Europa und damit auch auf die Preise in Deutschland aus.
Ausgefallene Kraftwerke, versperrte Transportwege (zum Beispiel durch Überschwemmungen) und ähnliche Ereignisse beeinflussen kurzfristig den Strompreis.
Nichtsdestotrotz lässt sich ziemlich pauschal sagen: Grüner Strom ist am günstigsten. Mit einem festen Strompreis (also einem herkömmlichen Stromtarif) merkst du davon wenig. Ein dynamischer Stromtarif eröffnet dir hingegen Zugang zu den Preisen am Spotmarkt.
Wenn es dir gelingt, deinen größten Stromverbrauch in die Zeitfenster mit den günstigsten Preisen zu verschieben, kannst du ordentlich sparen – und genau das ist auch der Sinn solcher Stromtarife. Sie sollen für Verbrauchende einen Anreiz schaffen, Strom dann zu verbrauchen, wenn das Stromnetz überlastet sein könnte. Das funktioniert so:
Es ist Mittag, die Sonne scheint und die Preise am Spotmarkt sinken – bisweilen sogar ins Negative (dann wirst du dafür bezahlt, Strom abzunehmen). Du schaltest die Waschmaschine und deinen Geschirrspüler ein: Win-Win.
Viel lohnender wird das Ganze für dich, wenn du sogenannte „steuerbare Verbrauchseinrichtungen“ hast – eine Wallbox für dein E-Auto, einen Photovoltaik-Speicher oder eine Wärmepumpe. Wenn du diese geschickt lädst bzw. anschaltest, kannst du mit einem dynamischen Stromtarif viele hundert Euro im Jahr sparen. Hinzu kommen reduzierte Netzentgelte.
Solche steuerbaren Verbrauchseinrichtungen kombinierst du am besten mit einem intelligenten Energiemanagementsystem. Dieses denkt mit und entscheidet zu deinem Vorteil, wann welches Gerät betrieben bzw. geladen wird – und du musst nicht um 2 Uhr nachts manuell dein E-Auto einstöpseln.
Der Spotmarkt deckt nur einen kleinen Anteil des Stromhandels ab: Rund 75 Prozent des Handels laufen gar nicht über die Strombörse, sondern „OTC“ – „Over the Counter“, also direkt zwischen zwei Parteien. Von den verbleibenden 25 Prozent entfielen im Jahr 2023 auf den Terminmarkt knapp 5.200 TWh (Terawattstunden) und auf den Spotmarkt etwas über 700 TWh – insgesamt nur etwa 3 Prozent. Der Intraday-Markt, an dem du am ehesten von Preisschwankungen profitieren kannst, macht wiederum nur einen Teil des Spotmarkts aus.
Dennoch kannst du gerade mit diesem kleinen Anteil enorm sparen, denn mit einem dynamischen Stromtarif beziehst du den größten Teil deines Stroms über den Intraday-Markt. Und das Beste: Du brauchst dich um nichts zu kümmern. Mit Dynamic Pulse übernehmen wir das komplett für dich, und unsere Künstliche Intelligenz Heartbeat AI stellt sicher, dass du Strom zu den besten Zeiten kaufst – eben dann, wenn er am günstigsten ist.
* Basierend auf einer Auswertung der 1KOMMA5°-Kunden im Zeitraum vom Anfang Mai 2024 bis Ende August 2024, die unter folgendem Link zu finden ist: LINK. In den Herbst- und Wintermonaten ist mit einem Anstieg der Kosten zu rechnen.