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Der Netzausbau einfach erklärt: Warum er so wichtig ist

Das deutsche Stromnetz benötigt rund 17.000 Kilometer neuer Stromleitungen – das entspricht ungefähr der Entfernung zwischen Berlin und Sydney. Doch warum ist so ein massiver Netzausbau notwendig? Was ist mit dem aktuellen Netz nicht mehr in Ordnung? Wir erklären es dir und zeigen, wie du schon heute vom Stromnetz der Zukunft profitierst.

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Das Wesentliche in Kürze

  • Großer Handlungsbedarf: Das deutsche Stromnetz muss in den nächsten 10 bis 20 Jahren massiv verstärkt und ausgebaut werden. Es gilt, tausende Kilometer Stromtrassen zu optimieren oder neu zu errichten.

  • Erneuerbare Energien als Hauptgrund: Früher waren wenige Großkraftwerke für die Stromversorgung zuständig. Heute speisen tausende dezentraler Erzeuger überall in Deutschland erneuerbare Energien in das Stromnetz ein, doch noch ist das Netz nicht optimal darauf ausgerichtet.

  • Große Herausforderungen: Das Stromnetz muss deutlich flexibler werden, um die schwankende Einspeisung aus Wind und Sonne auszugleichen und die Versorgungssicherheit weiterhin zu gewährleisten.

  • Das Stromnetz der Zukunft: Neben dem physischen Netzausbau sind intelligente Steuerungssysteme der Schlüssel, mit dem sich das Netz effizienter nutzen und der Ausbaubedarf sogar reduzieren lässt.

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Der Status quo: Warum brauchen wir überhaupt einen Netzausbau?

Das deutsche Stromnetz war ursprünglich so gedacht: Große Kraftwerke produzierten Strom an den Orten, wo er gebraucht wurde – also in der Nähe von Industriezentren und Großstädten

Dieses System war recht einfach steuerbar: Die Kraftwerksbetreiber konnten ihre Stromerzeugung sehr genau planen und an den schwankenden Bedarf anpassen. Das Stromnetz musste den Strom dabei nur in eine Richtung transportieren: vom Kraftwerk zur Steckdose. Auf diesem Weg durchfloss der Strom mehrere Spannungsebenen von oben nach unten: Höchst-, Hoch-, Mittel- und Niederspannungsnetz.

Dieser Aufbau unseres Stromnetzes funktionierte über Jahrzehnte hinweg tadellos, und er funktioniert auch heute noch größtenteils so. Doch die Energiewende stellt das System vor eine Herausforderung: Besonders das Höchst- und das Hochspannungsnetz müssen grundlegend verbessert und ausgebaut werden

Warum die Energiewende ohne Netzausbau nicht möglich ist

Vier wichtige Gründe, warum der Netzausbau so dringend notwendig ist, wenn wir die Energiewende effektiv vorantreiben wollen:

1. Strom entsteht nicht mehr dort, wo er verbraucht wird:

Windenergie zum Beispiel wird vor allem im Norden erzeugt, doch große Industriezentren und Städte liegen eher im Westen und Süden Deutschlands. Der Strom muss durch die Höchstspannungsnetze also über weite Strecken transportiert werden.

3. Wir haben immer mehr Strombedarf:

Durch E-Autos und Wärmepumpen steigt der Strombedarf (letztere sind aber dennoch weitaus effizienter als herkömmliche Heizungen, die auf fossilen Brennstoffen basieren). 

2. Es kommen tausende neuer, dezentraler Erzeuger hinzu:

Statt weniger großer Kraftwerke speisen heute unzählige Biomasse-, Wasserkraft-, Solar- und Windkraftanlagen Strom ein. Sehr leistungsstarke Anlagen geben ihren Strom direkt ins Hochspannungsnetz, wodurch die Leitungen oft am Rande der Überlastung stehen. Aber auch in das Mittelspannungsnetz fließt Strom aus Erneuerbaren, zum Beispiel aus kleineren Windparks. 

4. Die Stromerzeugung ist nicht mehr so planbar wie früher:

Wind und Sonne produzieren nicht gleichmäßig Strom. Dennoch muss das Netz stabil bleiben und diese Schwankungen ausgleichen, um eine zuverlässige Versorgung zu gewährleisten.

Notwendige Maßnahmen für den Netzausbau

Du siehst: Die gesamte Stromlandschaft befindet sich im Wandel. Verschiedene Maßnahmen sollen den Netzausbau voranbringen.

Das Nord-Süd-Gefälle und der Weg für den Windstrom

Im Norden Deutschlands entstehen immer mehr Windparks, sowohl an Land als auch auf See. Allein die Offshore-Windparks sollen bis 2045 eine Leistung von 70 Gigawatt haben – für dieselbe Leistung wären je nach Größe etwa 60 bis 90 herkömmliche Kohlekraftwerke nötig.

Da der Strom aber hauptsächlich im Süden (und in den Ballungszentren im Westen) gebraucht wird und es bisher keine geeigneten Stromleitungen gibt, müssen Windparks heute bei starkem Wind häufig abgeregelt werden. Das vergeudet nicht nur wertvolle regenerative Energie, sondern kostet auch viel Geld.

Deswegen entstehen im Rahmen des Netzausbaus neue Höchstspannungsleitungen wie SuedLink. Sie sollen ab 2028 große Mengen an Windstrom aus dem Norden in den Süden transportieren. Die SuedLink-Trasse wird mit 700 Kilometern eine der längsten Stromleitungen Deutschlands.

Von der Einbahnstraße zum Stromnetz der Zukunft

Das alte Einbahnstraßen-System funktioniert heute nicht mehr. Strom fließt heutzutage in alle Richtungen: Solaranlagen auf Hausdächern speisen ins Niederspannungsnetz ein, Offshore-Windparks ins Höchstspannungsnetz und viele mittelgroße und kleinere Wind- und Solaranlagen ins Hoch- oder Mittelspannungsnetz. Außerdem leidet das gesamte Netz unter regionalen Lastspitzen, wenn besonders viel Wind- und Solarenergie strömt.

Insbesondere das Hochspannungsnetz ist für solch hohe Belastungen nicht ausgelegt. Täglich steht es vor regionalen Überlastungen, wenn zu viel Strom aus erneuerbaren Energien eingespeist wird. Die Netzbetreiber sind dann gezwungen, einzelne Kraftwerke (meist konventionelle, aber auch Erneuerbare-Energien-Anlagen) zu drosseln und andere hochzufahren, um einen Ausgleich zu schaffen. Diese sogenannten Redispatch-Maßnahmen schützen zwar das Netz vor Überlastung, aber sie kosten viel Geld und außerdem geht dabei Strom verloren. Langfristig sind sie keine effiziente Lösung für unser Stromnetz.

Deswegen muss u. a. das Hochspannungsnetz also ausgebaut und modernisiert werden. Für den Netzausbau dieses Bereichs sind die Verteilnetzbetreiber zuständig – über 800 Firmen, die die Wartung, Pflege und den Ausbau des Verteilnetzes verantworten. 

Internationaler Netzausbau: europäische Vernetzung für mehr Versorgungssicherheit

Die Energiewende ist längst ein europäisches Projekt. Damit erneuerbare Energien unsere Stromversorgung zuverlässig sichern können, müssen die europäischen Stromnetze noch besser miteinander verbunden werden. So ließe sich z. B. Wasserkraft aus Skandinavien und den Alpenländern mit Windkraft und Photovoltaik in Deutschland kombinieren. Die Kosten der Energiewende und des Netzausbaus insgesamt könnten somit gesenkt und die europäische Wirtschaft gestärkt werden.

Dafür werden neue Stromleitungen über die Ländergrenzen hinweg gebaut, wie z. B. die Westküstenleitung, die ab 2025 voraussichtlich Deutschland und Dänemark verbindet. Vorhaben wie dieses sollen zu einer sichereren Stromversorgung beitragen und schlussendlich auch zu niedrigeren Preisen führen.

Mit dynamischen Stromtarifen zum Netzausbau beitragen und gleichzeitig Geld sparen

Die Schwankungen der erneuerbaren Energien sind eine Herausforderung für die Energiewende. Manchmal ist zu viel Strom im Netz, manchmal zu wenig. Mit dynamischen Stromtarifen wie Dynamic Pulse von 1KOMMA5° – und einem intelligenten Gesamtsystem aus Solaranlage, Stromspeicher und smartem Energiemanagement – nutzt du diese Schwankungen zu deinem Vorteil und entlastest gleichzeitig das Netz:

  • Du kaufst Strom günstig oder sogar zu Negativpreisen ein, wenn viel Strom aus Wind- und Solarenergie verfügbar und die Nachfrage gering ist.

  • Du kannst z. B. nachts dein E-Auto aufladen oder die Wärmepumpe dann anwerfen, wenn die Preise besonders niedrig sind.

  • Bei hohen Preisen nutzt du die Energie aus deinem Stromspeicher, anstatt teuren Strom einzukaufen.

So profitierst du nicht nur von niedrigen Stromkosten – du hilfst auch dabei, das Stromnetz zu stabilisieren. Denn je mehr Menschen ihren Verbrauch an die verfügbare erneuerbare Energie anpassen, desto stabiler ist das Netz und desto weniger Überlastungen gibt es.

Welchen Herausforderungen Deutschland beim Netzausbau gegenübersteht

Auch wenn der Netzausbau in Deutschland in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen hat: Er bleibt eine komplexe Aufgabe, und es sind einige Herausforderungen zu lösen.

Von der Planung bis zum tatsächlichen Netzausbau: ein langer Weg

Die Planung neuer Stromleitungen durchläuft mehrere komplexe Phasen. Laut Energiewirtschaftsgesetz sieht dieses mehrstufige Verfahren so aus: Zuerst erstellen die Übertragungsnetzbetreiber einen sogenannten Szenariorahmen, der die wahrscheinlichen Entwicklungen für die nächsten Jahre abbildet. Darauf aufbauend entsteht der Netzentwicklungsplan mit konkreten Ausbaumaßnahmen. Auf der Grafik siehst du, wie viele Kilometer Leitungen bis 2030 in Betrieb gehen sollen:

Bei der Planung gilt das sogenannte NOVA-Prinzip: Netzoptimierung vor Verstärkung vor Ausbau. Das bedeutet, dass die Netzbetreiber zuerst versuchen, bestehende Leitungen zu optimieren oder zu verstärken, bevor neue gebaut werden.

Die Kostenfrage: Wer zahlt den Netzausbau?

Nach den Berechnungen im Netzentwicklungsplan liegen die Kosten für den Netzausbau bei rund 55 Milliarden Euro, die tatsächlichen Summen können allerdings stark davon abweichen. Am Ende zahlen die Verbrauchenden – die Kosten werden über die Netzentgelte auf den Strompreis aufgeschlagen.

Den Netzbetreibern muss dabei ein schwieriger Spagat gelingen: Einerseits soll der Ausbau möglichst kosteneffizient sein. Andererseits müssen sie beim Bau neuer Leitungen auch die Wünsche der Anwohnenden berücksichtigen – zum Beispiel fordern viele Regionen die teurere Erdverkabelung statt störender Freileitungen.

Zwischen Notwendigkeit und Akzeptanz

Neue Stromleitungen stoßen oft auf Widerstand in der Bevölkerung. Um die Akzeptanz zu erhöhen, werden heute große Stromtrassen wie SuedLink vorrangig als Erdkabel geplant. Das ist zwar teurer, beruhigt aber die Gemüter, da der Eingriff in die Landschaft geringer ist.

Die Bundesnetzagentur und die Netzbetreiber setzen auf eine umfangreiche Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger. Betroffene können sich in fast allen Phasen der Planung aktiv einbringen. Das streckt zwar die Verfahren in die Länge, sorgt aber dafür, dass mehr Menschen hinter den Projekten stehen oder sie zumindest tolerieren.

Diese Herausforderungen erklären, warum der Netzausbau langsamer vorangeht als ursprünglich geplant. Doch ohne ein modernes Stromnetz kann die Energiewende nicht gelingen. Deshalb arbeitet die Bundesregierung daran, Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen.

Welche wichtige Rolle intelligente Systeme im Stromnetz von morgen spielen

Die Herausforderungen der Energiewende lassen sich beim Netzausbau nicht allein durch neue Leitungen lösen. Das Stromnetz muss sich zu einem intelligenten Netzwerk entwickeln, das Verbrauch und Erzeugung smart steuert.

Smart Grid: das digitale Stromnetz

Ein Smart Grid ist ein intelligentes Stromnetz, das Erzeuger und Verbraucher digital miteinander verbindet. Ähnlich wie im Internet tauschen alle Beteiligten permanent Daten miteinander aus. So kann das Smart Grid die Energieflüsse in Echtzeit lenken, Überlastungen vorbeugen und langfristig die Stromversorgung sicherstellen.

Smart Meter bringen dich voran

Das Herzstück von Smart Grids sind Smart Meter: intelligente Stromzähler. Sie erfassen nicht nur den Verbrauch, sondern ermöglichen auch die  Kommunikation auch mit dem Stromnetz. Auf Basis der ausgetauschten Daten soll das Smart Grid z. B. in der Lage sein, gezielt Maßnahmen gegen eine Überlastung durchzuführen.

Smart Meter sind also einer der wichtigsten Bausteine des modernen Stromnetzes und des Netzausbaus. In Deutschland hinken wir allerdings noch ziemlich hinterher. So verfügte im Dezember 2024 gerade mal ein Prozent aller Haushalte über einen intelligenten Stromzähler, während viele andere europäische Staaten bereits eine Abdeckung von 100 Prozent haben. Dass das Rollout so langsam vorangeht, hat viele Gründe, vor allem aber bürokratische. 1KOMMA5° baut Smart Meter standardmäßig bei allen neuen Anlagen ein – mit uns bist du also schon fit für die Stromzukunft.

Künstliche Intelligenz macht das Netz flexibel

Im Strommarkt der Zukunft wertet künstliche Intelligenz die riesigen Datenmengen aus dem Smart Grid aus, um Haushalte wie deinen in den Takt von Wind und Sonne zu bringen. Mit einer intelligenten Steuerung lassen sich etwa große Stromverbraucher an die verfügbare Leistung anpassen – das heißt, deine Wärmepumpe könnte gedrosselt werden, wenn die Stromnachfrage gerade sehr hoch ist. Andersherum lädt dein Stromspeicher dann, wenn gerade sehr viel erneuerbare Energie durchs Netz fließt.

Stell dir also ein solches smartes System in vielen, vielen Haushalten Deutschlands vor – es könnte dazu beitragen, Netzengpässe zu erkennen und zu vermeiden und somit Schwankungen bei der Einspeisung von Wind- und Solarstrom auszugleichen.

Solche intelligenten Systeme könnten sogar Teile des Netzausbaus überflüssig machen – etwa den teuren Neubau von Gaskraftwerken, die nur einspringen, wenn Wind und Sonne nicht ausreichen.

Und wie funktioniert so ein System nun bei dir zuhause?

Mit Heartbeat AI und Dynamic Pulse zur Netzstabilität beitragen

Bei 1KOMMA5° heißt das intelligente Energiemanagementsystem Heartbeat AI. Es vernetzt alle wichtigen Komponenten deines Hauses, darunter PV-Anlage und Stromspeicher, Wärmepumpe und Wallbox. In Kombination mit unserem dynamischen Stromtarif Dynamic Pulse senkst du nicht nur deine Stromkosten, sondern trägst aktiv zur Stabilität des Stromnetzes bei

Das Beste daran: Das System optimiert deinen Stromverbrauch völlig automatisch. Du musst nichts weiter tun – außer Heartbeat AI auf deiner 1KOMMA5° App dabei beobachten, wie es deine Verbraucher intelligent und stromsparend steuert. Du kannst also heute schon einen Beitrag zum smarten Stromnetz leisten.

Artikel aus unserem 1KOMMA5° Magazin:

* Basierend auf einer Auswertung der 1KOMMA5°-Kunden im Zeitraum vom Anfang Mai 2024 bis Ende August 2024, die unter folgendem Link zu finden ist: LINK. In den Herbst- und Wintermonaten ist mit einem Anstieg der Kosten zu rechnen.