In Deutschland ist das Stromnetz in vier verschiedene Spannungsebenen unterteilt: Höchstspannung, Hochspannung, Mittelspannung und Niederspannung. Das ist notwendig, weil der Strom je nach Transportweg und Anwendung unterschiedliche Spannungen benötigt. Die Grenze zwischen Hoch- und Niederspannung liegt bei 1.000 Volt Wechselstrom bzw. 1.500 Volt Gleichstrom. Alles darüber zählt zum Hochspannungsbereich, alles darunter zum Niederspannungsbereich.
Auch bei der Art der erforderlichen Netze gibt es eine Unterscheidung: Übertragungsnetze leiten Höchstspannung und Verteilnetze leiten Hochspannung, Mittelspannung und Niederspannung.
Gut zu wissen: Was genau ist eigentlich elektrische Spannung?
Elektrische Spannung ist vereinfacht gesagt der „Druck“, mit dem Elektronen durch einen Leiter fließen. Je höher die Spannung, desto mehr Druck ist auf der Leitung.
Dabei gilt:
Spannung (Volt, kurz V): „Druck“ auf die Elektronen
Stromstärke (Ampere, kurz A): Menge der fließenden Elektronen
Widerstand (Ohm, kurz Ω): Gegenkraft im Leiter
Diese drei Größen hängen zusammen: Je höher die Spannung, desto mehr Strom fließt bei gleichem Widerstand durch die Leitung.
Die zwei Begriffe ähneln sich zwar, doch sie bezeichnen unterschiedliche Blickwinkel auf das Stromnetz:
Spannungsebenen beschreiben die technische Struktur des Stromnetzes: Mit welcher elektrischen Spannung wird der Strom transportiert?
Netzebenen beschreiben die organisatorische Struktur des Stromnetzes: Wer ist für welchen Teil des Netzes verantwortlich?
Aber warum brauchen wir mehrere Spannungsebenen? Wäre es nicht viel einfacher, eine Leitung vom Kraftwerk direkt zu dir nach Hause zu legen?
Strom muss oft über sehr weite Strecken transportiert werden, zum Beispiel von einem Windpark in der Nordsee bis in die Industriegebiete im Süden Deutschlands. Je länger die Strecke, desto mehr Strom geht unterwegs durch den elektrischen Widerstand der Leitungen verloren.
Hier kommt die Spannung ins Spiel: Je höher die Spannung, desto geringer sind die Verluste beim Stromtransport. Deswegen wird der Strom in Höchstspannungsleitungen mit bis zu 380.000 Volt transportiert – zum Vergleich: Aus deiner Steckdose kommen 230 Volt, also eine circa 1650-mal geringere Spannung. So geht während des Transportes in den Höchstspannungsleitungen nur wenig Energie verloren.
Für die Verwendung in Haushalten und Betrieben wäre eine so hohe Spannung aber viel zu gefährlich. Deswegen wird der Strom in Umspannwerken stufenweise auf niedrigere Spannungen heruntertransformiert, bis er schließlich in deiner Steckdose ankommt.
Ohne die Unterteilung in Spannungsebenen wäre unser heutiges Stromnetz nicht denkbar. Sie sind ein Grundpfeiler für eine zuverlässige und effiziente Stromversorgung.